Es mehren sich bei mir in den letzten Wochen die Gespräche mit Menschen, die aufgrund der aktuellen Lage Sorge haben. Berechtigte Sorgen! Alles kostet mehr. Man will gerne mitsparen, aber da geht kaum noch ´was. Kriegsnachrichten bedrücken. Hungersnöte und Klimakrise beunruhigen. Menschen spüren die Folgen von 2 Jahren Pandemie. Diese Sorgen fressen manche förmlich auf. – Gleichzeitig erlebe ich Christen, die diese Sorgen allzu eiskalt wegwischen und gar lieblos die Augen vor den vielfältigen und realen Nöten verschließen. Die großen Probleme werden klein erklärt, indem bspw. Medien, Politiker und Wissenschaftler als Lügner dargestellt werden, die uns Krisen nur einreden wollen. Die Realität wird letztlich verkannt, weil einfache „Lösungen“ vielleicht angenehmer sind, als sich den schweren Sorgen stellen zu müssen. Andere versuchen sich derzeit irgendwo zwischen den beiden Polen zu bewegen. Aber auch das ist gar nicht so leicht. Für alle von ihnen gibt es eine Gute Nachricht. Ich glaube, dass uns das Evangelium zu einer dritten Option einlädt, die nicht dazwischensteht, sondern ein ganz anderer Ansatz ist. Diese Option verkennt deine Realität nicht und bietet Dir gleichermaßen praktische Hilfe an.

1. Furcht ist real.

„Doch gerade an Tagen, an denen ich mich fürchte, …“, schreibt der Psalmist (Ps 56,4). Mit anderen Worten, da gibt es sicherlich gute Gründe im Alltag, besorgt zu sein. Deine Welt verändert sich zum Negativen und Du kannst nichts dagegen tun. Die Folge? Angst & Sorge. Gott weiß darum und weiß, was das bedeutet. Er sieht Dich nicht nur in deiner Situation, Er wird auch handeln, um deine Hilfe zu sein. Deswegen kann der Psalmist den Satz folgendermaßen fortführen: „…vertraue ich auf Dich.“ An einer anderen Stelle sehen wir, dass Jesus uns eine „kleine Herde“ (Lk 12,32) nennt. Darin steckt die Wahrheit, dass wir uns oftmals, wie wehrlosen Lämmer fühlen könnten. Doch Er versichert uns, dass Er unser guter Hirte ist. Deswegen sagt Er: „Du brauchst Dich nicht zu fürchten!“ (Lk 12,32) Gottes Wort ist auf jeder Seite realistisch. Diese Welt macht uns Sorge und gleichzeitig brauchen wir uns nicht zu sorgen – wie geht das?

2. Eine Einladung und keine Zurechtweisung.

In der gleichen Situation spricht Jesus schon kurz zuvor über reale Ängste. Seinen Jüngern schärft Er ein: „Macht Euch keine Sorgen um die Nahrung, die ihr zum Leben, und um die Kleidung, die ihr für euren Körper braucht.“ (Lk 12,22) Das ist im Jahr 2022 eine sehr aktuelle Herausforderung. Wie sollte man sich in einem Inflations- und Kriegsjahr keine Sorgen um diese Dinge machen? In Jesu Worten erkenne ich keine scharfe Zurechtweisung. Er lädt uns ein, in unserer Sorge den Horizont einmal weit zu stellen und zu beobachten. Wir sollten uns Gottes Schöpfung anschauen und sehen, wie Gott alles am Leben erhält. Wenn wir das tun, können wir Stück für Stück lernen Ihm zu vertrauen, denn „[unser] Vater weiß, dass ihr das alles braucht“ (Lk 12,30).

3. Sprich mit dem Herrn.

Ein anderer Psalm erklärt uns, wie wir diese Einladung folgen können: „Schüttet Ihm euer Herz aus.“ (Ps 62,9). Wenn wir glauben, dass unsere Ängste einfach wegzubefehlen sind, ist das ein naiver Gedanke. Der Grund für Ängste ist real in unserer jeweiligen Sicht auf die Welt. Sie wegzubefehlen ist wie in einer Löwengrube zu sitzen, die Augen zu verschließen und zu sagen: „Hier ist keine Gefahr, denn ich sehe keine Löwen mehr. Die da oben, wollen uns nur einen Löwen einreden.“ Die Einladung Gottes unsere Sorge abzulegen, funktioniert anders. Wir dürfen die Angst mit dem Herrn teilen. Manche Christen müssen lernen das Schweigen über ihre Sorgen zu brechen. Über Ängste zu schweigen ist eine absolute Tragödie. Unsere Befürchtungen sind persönliche Probleme. Du brauchst die richtige Person, die sowohl stark als auch liebevoll ist, die Dir sowohl zuhört als auch mit Dir in deiner Not spricht. Der Psalmist hat in seinem Herzausschütten diese Person erlebt: „Gott ist unsere Zuflucht!“ (Ps 62,9) Tue es ihm gleich, sprich mit Gott über deine Ängste, anstatt zu versuchen, sie hinunterzuschlucken oder sie selbst zu lösen. Gieße sie aus vor dem, der eine Zuflucht in Zeiten der Not ist.

4. Erinnere Dich an Immanuel.

Nein! – die Adventszeit hat noch nicht begonnen. Aber Ja! – die Wahrheit über Immanuel zählt 365 Tage im Jahr. Hier ist die Verheißung, die hinter diesen Namen steht: Gott ist mit uns. Und diese Wahrheit werden wir erleben, wenn wir der Einladung nachkommen und unsere Ängste vor Gott ausbreiten. Wir werden ein Gott erleben, der in unserer Not da ist. Er lässt Dich nicht in einer chaotischen Welt allein. Nichts (!) kann uns mehr von der Liebe des Immanuels trennen, keine Not, keine Entbehrung, keine Angst (vgl. Röm 8,35). Dass Gott mit Dir ist, also in Gemeinschaft mit Dir lebt – 24 Stunden am Tag -, das hat Er sichergestellt durch seinen Sieg am Kreuz. Das ist eine Gute Nachricht: Du bist nicht allein in bedrückenden Tagen.

5. Gott wird versorgen.

Sei Dir sicher, dass Gott Dich ganz praktisch versorgen wird. Seine Verheißungen beziehen sich nicht nur auf seine Gegenwart in der Not, sondern auch auf seine konkrete Hilfe im Hier und Jetzt. Erinnere Dich an die wundersame Versorgung der Israeliten in der Wildernis mit Manna. Heute wird Er auch Dir gnadenvoll genug Manna geben. Exakt so viel, wie Du brauchst. Vielleicht dürfen wir lernen, wieder mehr um gefüllte Teller zu beten. Wenn Jesus uns lehrt zu beten, „Gib uns heute unser tägliches Brot.“ (Mt 6,11), dann sollten wir uns im Klaren darüber sein, dass unser Kühlschrank bereits unser Leben lang von Gott selbst gefüllt wurde – auch schon vor den vielfältigen Krisen in diesem Jahr.

6. Kleingläubigkeit überwinden.

Kurz nach dieser Lehreinheit zum Beten, nennt Jesus uns im Bezug darauf, ob Gott uns wirklich versorgen wird,„Kleingläubige“ (Mt 6,30). Denn viele würden zum vorherigen Punkt sagen: „Stimmt schon! Aber… arbeiten & einkaufen geht Gott für mich noch nicht.“ – „Oh, ihr Kleingläubigen!“ Was auf den ersten Blick harsch klingt, ist in Wahrheit erneut eine Einladung. Eine Einladung Gott als Versorger noch besser kennenzulernen. Kleiner Glaube erdrückt Mut und Zuversicht in unserem Leben. Jesus lädt Dich ein, deine großen Ängste mit großem Vertrauen in einen großen Gott zu verbinden.
Lass Dich in diesen Wochen weder von Sorgen erdrücken, noch verschließe deine Augen vor ihnen. Probiere diese 3 Option aus, die das Evangelium anbietet.

Im Gebet, dass Du Gott als Versorger und Immanuel erleben darfst, wünsche ich Dir einen gesegneten Herbst,

Daniel Pfeifer
Daniel PfeiferGemeindereferent