– Gemeinde mit den Augen Jesu sehen.

Als wir zum ersten Mal vom Evangelium erfahren haben, war wohl bei den allermeisten ganz unbewusst hauptsächlich wir selbst im Fokus: Jesus kam und starb für mich, Er rettete mich von meinen Sünden, damit ich einmal im Himmel sein werde. Jesus kennt mich, vergibt mir, liebt mich, und will die Ewigkeit mit mirverbringen. Dies ist zu 100% wahr! Eine wundervolle Wahrheit. Doch wenn der Glaube, der mich rettet, sich nur um mich dreht, dann verpasse ich die volle Dimension des Evangeliums. Und ich übersehe dabei das ganze Herz Jesu.

Ja! – jeder einzelne, der an Jesus glaubt, ist geliebt von Ihm (Gal 2,20) und das viel mehr, als wir es uns jemals vorstellen könnten. Gleichzeitig sollten wir erkennen, dass seine Liebe zu mir aus der Liebe von Ihm gegenüber seiner Braut, also seiner Gemeinde entspringt. Ich persönlich bin das Ohr, der kleine Finger, die Nase dieser von Jesus geliebten Braut (1Kor 12,12). Wunderschön, wichtig, unverzichtbar, aber eben doch unvollständig für sich betrachtet. Jesus liebt den vollständigen Körper, die ganze Braut, seine komplette Gemeinde und wir sollten diese Liebe in seiner Gesamtheit verstehen. Letztlich wird uns dies noch mehr über seine Liebe zu jeden einzelnen persönlich ins Staunen bringen.

Lange bevor Du persönlich an Jesus geglaubt hast, sogar bevor Du geboren wurdest, bevor sich die erste Gemeinde versammelt hat, bevor Jesus als Baby in Bethlehem geboren wurde, bevor die Propheten diese Geburt prophezeiten, noch bevor ein junger David den großen Goliath besiegte, bevor sich das Rote Meere teilte, bevor Abraham bereit war seinen Sohn zu opfern, und noch bevor Adam und Eva den Garten Eden verlassen mussten – ja – sogar bevor Gott selbst die Berge formte und die Sterne des Universums sortierte, noch bevor all das, was Du und ich kennen überhaupt war, liebte der Sohn Gottes schon mit ungeteilter Liebe seine Gemeinde, seine Braut. Jesus hatte vor all dem, schon ein leidenschaftliches Feuer für sie. Die Gemeinde als Ganzes erwählte Er sich als seine Braut bevor unsere Welt war: „Denn in Christus hat er uns schon vor der Erschaffung der Welt erwählt mit dem Ziel, dass wir ein geheiligtes und untadeliges Leben führen, ein Leben in seiner Gegenwart und erfüllt von seiner Liebe. Von allem Anfang an hat er uns dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Söhne und Töchter zu werden. Das war sein Plan; so hatte er es beschlossen.“ (Eph 1,4+5) – kannst Du die Dimension von dieser Aussage erahnen? Kannst Du sehen, was Paulus hier beschreibt? Das bedeutet: schon bevor Du und ich waren, hat Jesus Christus eine unaussprechliche Liebe für die Gemeinschaft empfunden, in der Du und Ich eine Familie sind. Schon bevor Du und ich uns für Ihn entschieden haben, hat Er uns schon als untadelig und geheiligt gesehen in dieser Gemeindefamilie. Dich und mich.

Es gefiel Gott dem Vater für seinen Sohn die Gemeinde zu erwählen, nicht nur als seinen Leib, sondern als seine Braut. Jesus ist es, der vor der Erschaffung der Welt beschlossen hat, dass Er selbst, alles dafür tun wird, damit die Gemeinde als Ganzes seine Braut überhaupt erst werden kann. Eine Braut, die seinem Vater gefällt. Deswegen beschließt Er, dass Er als Bräutigam sein Leben für sie geben wird, damit sie seine Ehre, seine Herrlichkeit, seine Privilegien empfangen kann. Jesus selbst, der Bräutigam, sieht die Gemeinde als eine mehr als zu Ihm passende Braut. Er sieht Dich und mich, plus all die anderen Geschwister, als perfekte Braut für Ihn selbst. Oh, ich wünschte mir, dass ich noch mehr die Tiefe, Höhe und Weite dieser Liebe von Jesus zu uns als ganze Gemeinde verstehen könnte.

Es ist so wichtig zu sehen, dass Jesus die gesamte Gemeinde liebt, nicht nur einige besondere von ihr, oder die, die uns selbst am ähnlichsten sind. Er heiratet die gesamte Gemeinde, samt jedem einzelnen Glied (Eph 5,25). Von den 100 Männern und Frauen, die Ihn als den Auferstandenen nach Ostern gesehen haben, zu den 100 Männern und Frauen, die sich jede Woche in der Mühlstraße 21 treffen und denen Du persönlich begegnen kannst. Von den Propheten und Aposteln in Gottes Wort, zu den Missionaren in unserer heutigen Welt, in Tansania, der Türkei, China, Sudan,…. Von den ersten Gemeinden in Ephesus, Korinth und Rom, zu den Gemeinden, die heute vielleicht ums Überleben kämpfen.

Man könnte eigentlich fragen: was findet Jesus nur an all den Gemeinden so toll? Die Antwort mag simpel klingen. Sie verändert jedoch in ihrer Tragweite unseren eigenen Blick auf Gemeinde. Jesus liebt seine komplette Braut, nicht wegen dem, wie sie ist oder was sie getan hat, sondern wegen dem, was Er für sie wurde und Er für sie getan hat (vgl. Eph 5,25-27). Er sieht die komplette Braut ohne Runzeln und Flecken. Keine Unvollkommenheit kann Er an irgendeiner Stelle feststellen, weil Er sie mit seiner eigenen Schönheit kleidet.

Hier müssen wir eines verstehen: das gilt nicht nur für Dich. Du für Dich bist nicht die Braut von Jesus. Jesus steht nicht am Ende des Ganges der Geschichte und wartet auf Dich und Dich allein. Er wartet auf seine Braut, samt ihrem Lächeln, ihren Augen, ihren Ohren und ja auch dem kleinen linken Zeh. Er wartet auf alle, die Ihm gefolgt sind, nicht nur auf einige wenige. Er wartet ja, auch auf Dich und mich.

Wie ein Bräutigam sich an seiner Braut freut, so wird dein Gott sich über dich freuen. (Jes 62,5)

Da gerade einige Pärchen in unserer Gemeinde heiraten, können wir diesen Satz sehr gut nachvollziehen. Es bewegt mich immer wieder, wenn bei einer Hochzeit die Braut in den Saal einzieht und zu ihrem Bräutigam den Gang heraufschreitet. Die Blicke des wartenden Bräutigams sagen alles. Absolute Freude. Pure Liebe! Was findet er nur an ihr? Der Bräutigam kennt doch ihre Fehler, Macken, Mängel und Schwächen wohl am besten. Und doch ist genau er es, der am meisten Liebe für diese Person empfindet.

So könnten wir nach dem Vers in Jesaja fragen: „Was findet Jesus Christus nur an uns als Mühlstraße 21?“ Er kennt doch unsere Fehler, Mängel und Schwächen am besten. Er kennt uns als lokale Gemeinde. In den Kapitel 2 und 3 der Offenbarung sehen wir, wie Jesus um die kleinsten Facetten einer jeden lokalen Gemeinde weiß und wie Er sie trotzdem liebt. Nein, Er verschließt seine Augen nicht vor ihren Fehlern. Im Gegenteil, Er fordert jede einzelne Gemeinde heraus in ihrer Liebe gegenüber Ihm zu wachsen. Doch die Grundlage hierfür ist seine unbedingte Hinwendung zu jeder einzelnen lokalen Gruppe an Christen.

Wenn Du also auf die Mühlstraße 21 schaust, dann ist dies wohl der klarste, der unverblümte, der unmissverständliche Blick auf die Braut, die Jesus Christus leidenschaftlich und unermüdlich liebt. Er kann in ihr mehr Fehler und Mängel sehen, als Du es gerade tust. Er kann all den Schmutz und unsere Unvollkommenheit sehen. Und doch wird Er sie niemals aufgeben und sie niemals im Stich lassen (Heb 13,5). Niemals. Wie wir über Gemeinde denken und fühlen, offenbart ein stückweit, wie gut wir das Herz von Christus kennen. Wenn Du Dir also das nächste Mal die Frage stellst, was Du an der Gemeinde toll finden könntest, dann stell diese Frage Jesus und höre seine Antwort.

 

Daniel Pfeifer

Gemeindereferent