Sie ist wieder da! – die Adventszeit. Und wenn diese Zeit in den Startlöchern steht, beschleicht mich manchmal Panik. Es gibt noch so viel zu machen. Die Liste ist lang, die noch bis zu den ruhigen Tagen am Ende des Jahres abgearbeitet werden will. Den richtigen Adventskalender finden, Weihnachtsdekoration aufbauen, Geschenke besorgen, Plätzchen backen, diverse Veranstaltungen besuchen, Jahresabschluss auf der Arbeit managen. Ich möchte gerne sagen, dass ich die stille Zeit und „the most wonderful time“ des Jahres genieße, denn ich bin ein absoluter Weihnachtsfan, aber diese Zeit fordert viel zu viel von mir und uns. Wir müssen noch mehr Bälle als sonst in der Luft jonglieren. Stille und „wonderful“ kommt da meistens zu kurz.

 

Ironischerweise war der Advent traditionell keine Jahreszeit von Feiern, sondern vom Fasten, nicht des Rennens, sondern des Reflektierens, nicht des Stresses, sondern der Stille, nicht des „Busy-Seins“, sondern der Besinnung. Die Zeit des Advents – diese vier Wochen vor den Weihnachtstagen – wurden von Christen ausgesondert, um unsere Herzen und Gedanken für die fröhlichen Festtage vorzubereiten. Es waren Tage, um die Botschaft von Weihnachten in der Tiefe und in Stille zu betrachten.

 

Unsere Mikrowellenkultur hat allerdings Weihnachten beschleunigt: die Stille Zeit ist auf maximal 3 Tage beschränkt worden. Die Botschaft von Jesus muss am Heiligabend schnell warm gemacht werden, schmecken und funktionieren. Das Festliche und Berührende muss dort irgendwo zwischen dem Weihnachtsgottesdienst und dem 2. Weihnachtsfeiertag stattfinden. Am besten gleich zu Beginn: 24.12. um 16 Uhr, denn ab 17:30 Uhr ist wieder Zeit für Geschenke, Essen und Familie. Die Christvesper samt dem Pastor wird so schließlich zur Mikrowelle, die das Kommen von Jesus in unsere Welt im Schnelldurchlauf inhaltlich so aufbereitet, dass wir beim Wunder von Weihnachten angekommen sind und erneut staunen über die Liebe Gottes zu uns. 1 Stunde und 5 Minuten entscheiden über den Erfolg des Weihnachtswunders. – Bing! Ach nein, das war das Geräusch der Mikrowelle. Wir sagen ja „Amen!“, am Ende des Gottesdienstes.

Es dreht sich so viel um diese wenigen Minuten, am Ende des Advents – dabei brauchen wir so dringend die ganzen vier Wochen des Advents.

Es ist traurig, dass wir dem größten Ereignis der Weltgeschichte, der wunderbarsten Nachricht unseres Lebens nur 1 Stunde und 5 Minuten Chance geben, um uns zu berühren. Dass der Retter meines Lebens in diese Welt gekommen ist, ist oft einfach nur Randnotiz im Advent. Christen durch die Jahrhunderte hindurch waren sich bewusst, dass es Zeit der Vorbereitung, Reflektion, Stille, Besinnung und Fasten braucht, um die Botschaft von Weihnachten ganz neu für sich persönlich zu verstehen.  24 Tage, um die Geburt Jesu zu verstehen.

Deswegen lade ich Dich auf ein Wagnis für diesen Advent ein. Reflektiere vier Wochen jeden Tag für mind. 10 Minuten über das Weihnachtswunder. Nimm Dir Zeit, damit Dich die größte Botschaft der Welt persönlich trifft. Hier ein paar Tipps, wie Du diese 10 Minuten füllen könntest:

  • Lies in vier Wochen, jeweils den Beginn der vier Evangelien.

  • Lies ein gutes christliches Buch zum Thema Advent.

  • Höre ein christliches Weihnachtslied und nimm Dir Zeit über den Text nachzudenken.

  • Sei im Gebet und benenne konkret, warum Du dafür dankbar bist, dass Jesus in diese Welt kam.

  • Führe ein Adventskalender-Buch, in dem Du jeden Tag aufschreibst, wo Jesus Licht in dein Leben, dein Herz, deine Gedanken und deine Welt bringt.

  • Faste! Ja. Absolut – das ist eines der härtesten Vorhaben die man sich wohl zwischen all den Plätzchen, Adventskalendern und Essensbuden vornehmen kann. Aber der tiefe und wundervolle Sinn von Advent kann wohl am ehesten wahrgenommen werden, wenn wir im Verzicht leben und unseren Fokus für die Botschaft des Advents schärfen.

Ich wünsche Dir eine segensreiche,

kein schnelle, sondern entschleunigte

und besinnliche Adventszeit!

Daniel Pfeifer.