Ungläubiger Glaube.
Die Jahreslosung für 2020 ist mir im Frühjahr 2017 zu einen meiner wichtigsten Gebete geworden. Damals wurde immer klarer, dass der Kampf meiner Nichte gegen den Krebs auf dieser Erde nicht mehr gewonnen wird. Ein Freund sandte mir ein Lied in dieser Zeit („Weep with me“), in dem es hieß:
„Herr, ich kämpfe mit deinen Wegen, aber dich lasse ich niemals los. Du weißt um meinen Glauben. Hilf mir in meinem Unglauben. Trotz allem will ich Dich anbeten. Trotz allem will ich für Dich singen.“
Dieses Lied schrie aus meinem Herz, denn dort waren Gedanken, die ich nicht zusammenbrachte. Ich hatte ungebrochenes Vertrauen und Glauben an meinen Herrn und gleichzeitig war da ein riesengroßer Berg an Zweifel und Unglaube aufgrund der Umstände: meint Gott es gut mit mir? Kann Er mir nicht helfen oder will Er nicht?
Es ist eine Herzens-Spannung, die mir in dieser Zeit so bewusstwurde, aber die doch in unserem alltäglichsten Erleben ebenso eine große Rolle spielt. Wie schnell trägt uns unser fröhlicher Sonntagsglaube nicht, wenn uns am Montagmorgen schwierige Herausforderungen entgegenschlagen? Wie schnell zweifeln wir daran, ob Gott uns überhaupt sieht und Er es auch tatsächlich im kleinsten Detail unseres Lebens gut mit uns meint. Schnell verstummen dann unser Lobpreis und Jubel über Gott. Warum eigentlich? Ist der Gott, in den ich mein ganzes Vertrauen setze, wenn es um meine ewige Rettung geht, weniger gut, wenn es um meine Familie, meine Arbeit, mein Herzensglück, mein Hier und Jetzt geht?
Ich will glauben! Doch mein Erleben raubt diesen Glauben. Herausforderungen, schwierige Umstände, Perspektivlosigkeit, ärztliche Diagnosen, Streit und Enttäuschungen säen Zweifel und Unglaube in unser Herz. Wenn wir in Markus 9 hineinschauen, stoßen wir auf einen Mann, dem es genauso erging. Ein Vater suchte dort verzweifelt nach Hilfe und Heilung für seinen Sohn, der unter einem bösen Geist litt. Er hatte schon alles versucht. Doch Ärzte, die Gemeinde und selbst die Jünger Jesu konnten nicht helfen. Als alle Stricke rissen, war nur noch Jesus seine Hoffnung. Alle Bemühungen sind ins Leere gelaufen und so stammelte er vor Jesus: „Hilf mir, wenn Du kannst.“ (Mk 9,22)
Meine Gebete in solchen Situationen hören sich oft genauso an. „Hilf mir doch bitte, falls Du kannst.“ Ein Gebet, das ich formuliere, wenn wirklich alle Stricke gerissen und alle Optionen ausgeschöpft sind. Ich habe dann meistens alles in meiner Macht Stehende ausprobiert bevor ich verlegen zu dem komme, der die Macht über alles hat. Und dann bete ich so, als wäre ich mir nicht ganz sicher, ob dieser überhaupt helfen kann. Zu mindestens ist da ein Zweifel in mir, ob Er es tun wird. Doch Jesus antwortete diesem Mann mit solch einer Macht und Autorität, dass der Vater von diesem Jungen erkannte, dass Jesus viel herrlicher und mächtiger ist als die Dunkelheit, die seinen Sohn seit Jahren quälte. In diesem Moment, als er Jesu Angesicht sah, mehrte sich sein Glauben.
Doch dieses Mehr an Glauben löschte den Unglauben nicht komplett aus. Es brach einfach aus ihm heraus. Mit tiefster Ehrlichkeit, ganz ungefiltert bat er Jesus diese Lücke zu füllen: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ (Mk 9,24) Solch eine simple und perfekte Bitte. Purer Glaube und Hingabe verknüpft mit dem Bekenntnis, dass er Christus braucht, um noch größeren und tieferen Glauben zu erhalten.
Jesus antwortete ihn mit einem wundervollen Wunder, denn Wunder werden durch Glauben geboren.
Wenn ich durch schwere Zeiten gehe, bin ich davon erschrocken, wie schnell wir doch durch Unglauben geblendet sind. Das eigentliche Problem sitzt dann viel tiefer, als meine momentane Herausforderung. Der Umstand mag einen sicherlich oft in Verzweiflung bringen, doch unser Unglaube in solchen Situationen ist viel problematischer. Der Vater erkannte dies und formulierte es ehrlich vor Jesus – er wollte sich mit seinem Unglauben nicht zufriedengeben.
Glaube und Unglaube können in uns nebeneinander existieren. In einer gefallenen Welt, wo Unsicherheit und Zweifel zu Hause sind, wird es immer einen Kampf zwischen diesen beiden Seiten in uns geben. Wir sollten dies als Realität annehmen, aber nicht akzeptieren. Sollten wir aus Gemütlichkeit oder Ratlosigkeit den Unglauben in unserem Herzen einfach hinnehmen, wird unser Herz nur noch aufgebrachter werden. Unglaube und Zweifel sind rücksichtslose Feinde unseres Herzens. Finde Dich niemals mit ihnen ab!
Charles Spurgeon formuliert treffend: „Unglaube raubt Gottes Herrlichkeit auf jede erdenkliche Weise.“Nur weil da immer wieder eine Spannung zwischen unserem Unglauben und unserem Glauben ist, sollten wir nie den Unglauben akzeptieren. Unglaube ist der Saatboden für zu viel Schlechtes und kann zur Sünde führen. Unglaube und Zweifel sind an sich keine Sünde. Geben wir ihnen jedoch nach, drängen wir Gottes Herrlichkeit aus unserm Leben. Es ist die Herrlichkeit, die sagt: „Ich will das Beste für Dich und habe alles in meiner Hand! Das kleinste Detail deines Lebens.“ Gelebter Unglaube verdrängt den Glauben an diese Wahrheit. Manchmal verdrängen wir aktiv Gottes große Herrlichkeit aus unserem Leben, wegen den kleinste Dingen unseres Alltags, die uns frustrieren.
Bei dem Vater des kranken Jungen sehen wir: Gebet ist die beste Medizin gegen unseren Unglauben! Verstecke deine Zweifel nicht vor Gott, bringe sie Ihm. Wenn in deinem Leben Glaube und Unglaube kollidieren, drehe Dich zu dem von dem Glauben kommt. Die Quelle und der Gegenstand unseres Glaubens: Jesus Christus. Das persönliche Suchen von Jesus, deinem Retter, ist der Weg der Unglaube klein macht. Suche seine Gegenwart. Bete verzweifelt, ehrlich, simpel und sehnsüchtig. Jesus wird antworten!
Wenn dieses neue Jahr beginnt, sei Dir sicher, da werden Umstände und Situationen auf Dich zukommen, die Dich verunsichern und vielleicht auf den Boden drücken. Es wird Momente geben in denen Unglaube und Zweifel dein Herz beherrschen wollen. Tu es in diesen Situationen dem Vater gleich – suche Jesus. Das Lied, das mir so half, formuliert ein starkes Gebet für solche Momente:
„Ich will trotz allem Dich preisen, trotz allem will ich von deinem Namen singen. Hier in der Dunkelheit meines Lebens will ich mein Lob erheben. Denn was im Licht wahr ist, ist auch noch wahr in der Dunkelheit. In der Mitte meines Klagens habe ich Glaube, denn Du liebst mich. Mache aus meinem Klagen ein Liebeslied für Dich. Und forme aus diesem Liebeslied einen Jubel über Dich. Denn ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Im Glauben empfange ich tiefsten Frieden, selbst wenn ein Krieg um mich herumtobt. Deswegen klammere ich mich, wenn mein Glaube schwach wird an unseren mächtigen Gott. Ein Gebet um Befreiung von meinem Unglauben. Das ist letztlich wichtiger als das Gebet um bessere Umstände.
Gott segne Dich im neuen Jahr 2020 und schenke Dir Wachstum im Glauben.